Ebert übt harsche Kritik an Dialogprozess
Der Verein „Unser Steigerwald“ geht nicht davon aus, dass er in absehbarer Zeit überflüssig wird, „denn trotz der jüngsten Gerichtsurteile, der klaren Aussage von Ministerpräsident Söder und der eindeutigen Stimmungslage vor Ort, gibt der Bund Naturschutz sein Ziel Nationalpark nicht auf“, so Vorsitzender Gerhard Eck bei der Jahreshauptversammlung im Oberaurachzentrum. Rund 300 Mitglieder waren gekommen. Hauptreferent des Abends war Prof. Willi Rößner.
Als deutliches Zeichen der breiten kommunalen Unterstützung wertete Eck die Anwesenheit zahlreicher Bürgermeister aus dem Gebiet des Steigerwaldes. Unterstützung sicherten in kurzen Grußworten außerdem MdL Hans-Jürgen Fahn (FW) und die Bezirkstagskandidatin Birgit Bayer (FW) zu.
3600 persönliche Mitglieder
Fast genau zehn Jahre nach der Gründung von „Unser Steigerwald“ habe der Verein inzwischen 3600 persönliche Mitglieder, dazu 59 Verbände und Organisationen, so zweiter Vorsitzender Oskar Ebert im Rechenschaftsbericht. Der bezeichnete den Ablauf des Dialogprozesses als „skandalös“, denn von Dialog könne keine Rede sein, das beauftragte Institut sei tendenziös und die Protokolle der Zusammenkünfte entsprächen in keiner Weise dem tatsächlichen Verlauf der Gespräche.
Die seien auch nicht wirklich zielführend, da für den Bund Naturschutz und den LBV (Landesbund für Vogelschutz) der Nationalpark schon ein Kompromiss sei, wie Ebert aus den Gesprächen berichtete. „Der Vertreter des LBV sagte mir, dass das Ziel eigentlich sei, den Wald überall nicht mehr zu bewirtschaften“. Vor Bestrebungen in Richtung Biosphärenreservat warnten Ebert und Eck gleichermaßen, weil dieses die Landwirtschaft massiv einschränken würde.
Wenig Dialog erkennbar
Weil man nicht nach dem St. Florians-Prinzip verfahren wolle, habe man sich im vergangenen Jahr mit anderen Vereinen im Spessart, in der Rhön, im Frankenwald und an der Donau vernetzt, berichtete Oskar Ebert und von „Unsere Rhön – gemeinsam stark“ war Georg Scheuring nach Trossenfurt gekommen. Auch er konnte im bisherigen Suchprozess nur wenig Dialog erkennen. In der Rhön gebe es heiße Debatten, aber glücklicherweise keine Spaltung der Bevölkerung.
Gemeinsam habe man in Kitzingen demonstriert, so Oskar Ebert im Jahresrückblick, Briefe an die Umweltministerin wurden geschrieben, der Internet-Auftritt überarbeitet und eine neue Informationsbroschüre erstellt, die flächendeckend an alle Haushalte verteilt wurde. „Wenn die Umweltministerin überall einen Nationalpark lobt und anpreist und keiner will ihn haben, warum sieht man dann nicht ein, dass die Bevölkerung dagegen ist“, fragte Ebert.
Für den 18. April habe der Ministerpräsident eine grundsätzliche Erklärung zum dritten Nationalpark angekündigt. Doch Ebert zweifelt, dass danach Ruhe einkehren wird, denn „der Bund Naturschutz postuliert mittlerweile ja schon fünf Nationalparks für Bayern.“ Positiv gelaufen sei hingegen die Kulturlandschaftsinventarisierung, die die Besonderheiten der Region Steigerwald herausarbeitet und ein erster Erfolg sei mit der Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe gelungen.
Ebert und Eck dankten allen Mitgliedern für die breite Unterstützung und den Vorstandsmitgliedern für die umfangreiche Organisationsarbeit. Schatzmeister Hans Schmalzbauer legte einen geordneten Kassenbericht vor und berichtete kurz aus Leipzig, wo er für den Verein die Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht verfolgte. Sehr deutlich seien die Aussagen der Richter gegenüber dem BN gewesen und das Urteil habe ebenso deutlich gemacht, dass die Ausweisung des Schutzgebietes „Hohe Buchene Wald“ unrechtmäßig gewesen sei, die Aufhebung daher rechtens.